Wer bist du?
Wer bist du?
Wie mächtig Worte sind, das weiß ich inzwischen auch aus meiner Erfahrung als systemische Beraterin.
Die Geschichte, die du dir über dich erzählst ist mächtig. Alternative Geschichten - die gleichfalls wahr sind - haben die Macht dich einen anderen Blick auf dein Leben werfen zu lassen. Du bist nicht Eine oder Einer - du bist viele. Und das ist nichts schlimmes. Das ist einfach so. Eltern merken das ganz schnell, wenn plötzlich die Stimme ihrer eigenen Eltern zu ihren Kindern spricht - etwas, das sie manchmal um jeden Preis verhindern wollten.
Manchmal begegnen wir sehr autoritären Menschen und fühlen uns in unsere Kindheit zurück versetzt - wir denken dann auch so - ohnmächtig, klein, hilflos.
Wir ordnen wir Erlebnisse ein? Welche Zusammenhänge stellen wir her? Was heben wir hervor, was lassen wir unter den Tisch fallen?
Schreiben ist ein uraltes Bedürfnis des Menschen, denn wir wollen immer wissen, wer wir sind - wir wollen aus dem Dunkel der Unwissenheit hinaus ins Licht. Wir wollen uns selbst verstehen. Im Zusammenhang sehen. Nicht nur mit unserer persönlichen Geschichte - nein auch im Zusammenhang mit unseren Familien, mit unserer Herkunft generell.
Das ist unermesslich wichtig - für unsere psychische Handlungs- und Erlebnisfähigkeit - für unser Glück, unsere Zufriedenheit. Ohne Zusammenhang fühle ich mich verloren. Das gibt einem Gefühl der Sinnlosigkeit, der Vergeblichkeit Raum. -
Seit ich verstanden habe, wie wichtig Sprache für unser Selbst(wert)gefühl ist - weiß ich endlich warum Schreiben für mich überlebenswichtig ist. Und mein Blick dafür hat sich geschärft, wann es bei anderen überlebenswichtig ist. Krisen und Brüche müssen integriert werden - und dazu brauchen wir Sprache.
Neulich sagte eine Geigenlehrerin (-und wunderbare Musikerin, by the way) zu mir, dass es ihr nicht darum gehe, dass alle ihre Schüler und Schülerinnen professionelle Musiker/innen werden. Aber, so sagte sie, “Musik machen zu können ist ein wichtiges Ausdrucksmittel für die Persönlichkeit - und das kann man sein ganzes Leben lang brauchen.” - Ja. Ja. Ja. Sie hat so recht. Aber für manche Menschen ist es nicht die Musik. Für manche sind es die Worte. Die Geschichten. - Aber niemand schätzt sie wirklich. In der Schule wird das kreative Schreiben - der Selbstausdruck durch Schreiben - mehr als sträflich vernachlässigt. Bis heute lernen Kinder in der Schule Erörterungen zu schreiben. Mit Einleitung, Mittelteil und Schluss. Aber nicht sich schreibend auszudrücken. Ihre Sehnsüchte, ihre Sicht der Welt in richtige - nur ihnen gemäße - Worte zu fassen. Ihrem einzigartigen Blick auf die Welt ihren Ausdruck zu geben. - Diese Gabe verkümmert. Die Menschen werden immer sprachloser. Und damit wird die Welt ärmer. Und das ist schrecklich mit anzusehen.
Ich kann weder die Schulen ändern noch das Lächeln über Menschen, die vom Schreiben leben wollen abstellen.
Aber ich wünsche mir eine Plattform zu bieten, wo ihr alle, die ihr trotz aller Widrigkeiten den Wunsch verspürt, euch durch Geschichten auszudrücken einen Platz dafür findet. Wertschätzenden Austausch - achtungsvollen und respektvollen Umgang mit den Geschichten und auch vernünftige Anleitung. Stell dir mal vor ein Musiker würde sagen: ich habe Talent zum Geige spielen - und ich weiß wie es geht. - Jetzt werde ich ganz für mich alleine ein großer Musiker. Nein - in dem Fall ist es ganz selbstverständlich, dass er spielt und spielt und spielt - dann vorspielt - eine Antwort bekommt auf sein Spiel: erfährt, was es auslöst. Erfährt, wo seine Stärken und Schwächen sind - und weiter spielt und spielt und spielt - bis er dieses Niveau erreicht, wo das, was er ausdrücken will auch tatsächlich in seiner Musik liegt. Ein ultimatives und glückliches Gefühl. Eins zu sein - mit seinem Instrument. - Nicht jeder erreicht es. Aber ich wünsche mir, dass du zumindest genauso ernst genommen wirst. Und dich auf den Weg machen kannst, eins zu werden mit deiner Sprache - damit das, was du ausdrücken möchtest auch ausgedrückt wird, in dem was du schreibst. -
Das ist ein menschliches Grundbedürfnis. Darum schreiben Menschen seit Ewigkeiten. Darum malen sie, darum machen sie Musik. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Und “am Anfang war das Wort”. Für mich unumstößliche und tiefe Wahrheiten.
Für mich ist es auch ein großes Glücksgefühl zu sehen, dass es sich lohnt dran zu bleiben. Gerade letzte Woche hat eine Teilnehmerin, die seit nun fast zwei Jahren an meinen Schreibseminaren teilnimmt - immer mit dem Ziel für ihre Kinder ihr Leben aufzuschreiben - eine Geschichte geschrieben, die so plastisch und lebendig - so anrührend und echt ist - dass ich überzeugt bin, ihre Kinder werden sie mit Begeisterung lesen. Alles, was sie bisher geschrieben hatte, fand sie selbst (und ihre Kinder ohne es so explizit zu sagen) ein bisschen langweilig. Sie hat es gespürt, dass sie einen neuen Level erreicht hat. - Endlich haben ihre Worte die Magie - Welten lebendig werden zu lassen. - Das ist großartig. Macht unendlich glücklich und zufrieden. Es ist wie wenn man ein Instrument, das einem so nahe ist, endlich zu benutzen lernt.
Roman schreiben. Intensiv. In diesen 12 Wochen, gehen wir in die Tiefe. Entwickeln deine Hauptpersonen. Den Plot, der sich aus den Fehlern und Bedürfnissen deiner Figuren ergibt. Am Ende schreibst du die Logline, mit der du Agenturen überzeugst.