Schreibwerkstatt 

Eine Winterreise

„Fremd bin ich eingezogen – fremd zieh ich wieder aus.“ Der Schnee knirscht unter meinen Füßen. Keiner da – keiner, der den Frieden stört. Blauer Himmel, wolkenlos. Zugefroren der See. Ich löse meine Schnürsenkel, streife die Schuhe von meinen Füßen und lasse sie in die weißen Schlittschuhe gleiten. Die ersten Schritte auf dem Eis. Verschneite Kiefern und Fichten im Blick, mein Atem, der vor mir aufsteigt. Die Schlittschuhe gleiten wie von allein über das Eis. „Barfuss auf dem Eise, wankt er hin und her.“ Schuberts Winterreise. Lange, sanfte Kurven. Dann mutiger, schneller gleiten, rückwärts, vorwärts, ein Sprung. Die Sonne fällt [...]

Interview mit der Autorin Esther Schmidt

Esther schreibt seit sie schreiben kann Bücher. Ihr Erstling mit dem schönen Titel "Für Mama" erschien in kleiner Auflage noch bevor sie zur Schule kam.  Heute stellt sie sich gerne vor mit "Hallo mein Name ist Esther. Ich schreibe."  und alle antworten "Hallo Esther", denn Schreiben kann zur Sucht werden.  Heute erzählt sie von ihren Büchern und warum  du unbedingt ein Gegenüber brauchst, wenn du wirklich gut schreiben willst. 

Fugensymphonie

von Meike Möhle Als ich begann, meine Nachmittage im Badezimmer zu verbringen, hatte ich nicht vor, mich dort einzurichten. Im Gegenteil, ich hatte eine Aufgabe, die ich schnellstmöglich zu erledigen gedachte: Das Nachweißeln der Fugen. Ich bin nicht besonders pingelig, was mein Wohnambiente angeht, doch diese schwarz-schimmeligen Zwischenräume der Fliesen fand ich fürchterlich. Ich kaufte also ein Schimmelmittel, entfernte damit alles Schwarze und begann dann, mit einem feinen Pinsel und weißer Fugenfarbe die Linien zwischen den Kacheln nachzumalen. Und – was soll ich sagen? Es sah schlimm aus. Ich habe keine ruhige Hand und malte bei wirklich jeder Fuge über [...]

Interview mit Dieter Aurass Krimiautor

Dieter Aurass war über 41 Jahre Polizeibeamter. Personenschutz, Terrorismusbekämpfung, Spionageermittlungen gehören zu seinen Einsatzgebieten. Tja und kaum im Ruhestand hat er angefangen zu schreiben.  Was ich besonders spannend finde ist, wie er seinen ersten Verlag gefunden hat. Denn für ganz frische Autoren ist das ja immer ein Problem. Auch eine Frage des Selbstbewusstseins: Traue ich mir das zu? Kann ich überhaupt schreiben. - Dieter hat sich gleich zu Beginn eine Lektorin gesucht. Und die scheint nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen zu sein. Sie hat ihm einiges beigebracht - auch grundsätzliches erklärt über das Schreiben und die Perspektiven. Was gar [...]

Interview mit Rose Marie Gasser Rist

Wir plaudern über  über: ihren Anfang und Meilensteine beim Schreiben polnische Matrosen und Fleischersöhne Inspiration, Disziplin und kleine Schritte Ungeduld, Altersmilde und organisches Wachstum verschlossene Türen und Zäsuren im Leben warum ich Feministin bin Selfpublishing und wie ich zum Verlag fand die fünf Frauen der Bernstein Saga welche Rolle "Barbaras" in meinen Autorinnenleben spielen welchen unerfüllten Lebenstraum ich hege Hier findet ihr, Seemannsgarn , ihr erstes Buch. Und hier Trude, den ersten Band der Bernstseinsaga.  (Die Links gehen zwar zu Amazon, aber bestellt wenn möglich bei eurem lokalen Buchhändler!)  Und wenn du jetzt Lust bekommen hast selbst zu schreiben - [...]

Grenzüberschreitung - Kurzgeschichte

Susanna saß in ihrem winzigen Büro und fror. Ihre Füße waren eiskalt. Auch der heiße Roibustee in der dicken Porzellantasse, um die sie ihre geppflegten Hände gelegt hatte, brachte kaum Wärme in ihren Körper. Ihr Blick hing erwartungsvoll am Bildschirm. Da kam sie wieder: Fehlermeldung. Es half nichts, der Algorithmus war richtig. Aber das Programm hatte sich aufgehängt. Sie griff zum Telefon. 1715 - die Techniker mussten ran. Wie sie befürchtet hatte, war es Bruno der antwortete. "Ja, ich bin sofort da." Seine tiefe, langsame Stimme strafte seine Worte Lügen. Bis er sich aus seinem Büro gewälzt hatte, würden Ewigkeiten [...]

Nur ein Tanz

Was für ein Tag. Heute hatte sich wirklich alles überschlagen. Ein Termin hatte den nächsten gejagt, noch nicht einmal für ein richtiges Mittagessen hatte er Zeit gehabt. Doch jetzt endlich Feierabend. Der war auch wirklich verdient. Zusammen mit einem Drink in seiner Lieblingsbar. Das war jetzt genau das Richtige. Allein der Gedanke an ein guten Live Jazz und einen gekühlten Drink ließen ihn aufatmen, entlockte ihm sogar ein Lächeln. Rasch fuhr er den Laptop runter, schnappte sein Smartphone und seinen Mantel. Jetzt aber nichts wie raus hier. Bevor seinem Vorgesetzten noch etwas Neues einfiel, was nicht bis morgen warten konnte. [...]

7 Tipps um deine Leser sicher zu vergraulen

Du willst Bücher veröffentlichen, aber nicht jeder soll sie lesen. Das ist verständlich. Und Nichts leichter als das: folge diesen Ratschlägen, und du wirst garantiert keine Leser haben. Nr. 1  Erkläre zuerst, worüber du nicht schreibst. Und erkläre es ausführlich. Am Besten schreibst du nicht über Mord und Totschlag und nicht über die Liebe. Nichts Spannendes, weil das Leben schon spannend genug ist. Erkläre ausführlich, warum es schädlich ist Aufregendes zu lesen. Beginne mit dem Gesamtzustand der heutigen Zeit. Nr. 2  Erkläre für wen du nicht schreibst. Auch darüber solltest du so ausführlich wie möglich machen, damit potentielle Leser sofort [...]

Heute nicht - Kurzgeschichte

„Deine Ängste, deine Ängste,“ hatte er ihr immer wieder gesagt, „deine Ängste werden noch einmal alles zerstören.“ „Sprich heute nicht davon“, sagte sie. „Ich habe schon sonst immer genug damit zu tun.“ Wie immer lag sein Hut auf dem weißen Parkettfußboden auf der Veranda. Es war ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass alles in Ordnung war. Alles in Ordnung, alles wie immer. Absurd so zu denken. In einem Zustand, in dem nichts in Ordnung war, von Ordnung zu reden. Ihrer beider Welt zerfiel vor ihren Augen. Etwas Neues wuchs, war aber noch nicht greifbar. Sollte man da keine Angst haben? [...]

Hasta la vista querida Kurzgeschichte

Später am Abend würde im Protokoll der Polizei stehen, dass Pia Cimander das Haus an diesem 17. November um 18 Uhr verlassen hatte, um mit ihrer Freundin Hilde einen Spanischkurs der Volkshochschule zu besuchen.“ Dass Harry, ihr Vater, ihr ein gutgelauntes „Tschüß mein Schatz“, hinterhergerufen hatte, würde keine Erwähnung finden. Auch nicht, dass Pia ihr Skateboard unter dem Arm gehabt hatte, mit dem sie eine gute halbe Stunde bis zur Schule brauchte. Draußen war es stürmisch und kalt und schon seit fast einer Stunde dunkel. Für den Abend war Regen angesagt. Deshalb hatte sie sich eine Regenjacke und ihren Regenschirm [...]

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